top of page

Meine Prosa-Texte – verwendet in den Typoportraits – sind szenische Miniaturen, kleine Geschichten, vielleicht die erste Seite eines Romans, der nie geschrieben werden wird.

Meine Lyrik besteht aus klassischer Poesie im Sinne Rose Ausländers.

Meine formal wie auch inhaltlich traditionellen Haikus werden als Visuelle Poesie umgesetzt.

Hier finden sich Auszüge und Beispiele.

Herr König lacht

Herr König lacht. Herr König ist eine Frohnatur. Das dachten alle im Haus. Denn egal, wann man ihn sah, egal, was er gerade tat oder sagte, oder auch wenn er dachte – Herr König lachte. Er lachte sogar, wenn er lachte. Irgendwo gab es dann ein feines Echo und man legte den Kopf schief und lauschte, und suchte und lauschte wieder, während man versuchte mit Herrn König über die neue Abfallordnung zu sprechen, das Volumen der Grünen Tonne, oder über den Zustand des Trockenkellers, der so feucht war, dass eine Champignonzucht angebrachter gewesen wäre, als Leinen zu spannen. Man lauschte abgelenkt, man lauschte irritiert, dann lauschte man verblüfft. Herr König lachte über die Idee mit den Champignons, nicht weil er sie unsinnig fand, sondern im Gegenteil. Er fand das eine clevere Idee, für das ganze Haus Pilze wachsen zu lassen und lachte über die Vorstellung von weißen Champignons unter den langen Leinen, voll von Frau Meiers Wäsche. Er lachte, und irgendwo hinter ihm, oder anderswo, ja – wo nur?, lachte sein Zweitlachen. Herr König lachte. Immerzu. Herr König lacht. Man hätte jetzt meinen können, er sei etwas tumb, dass ihn alles so irre erheiterte. So komisch war das Leben ja nun auch wieder nicht. Man hätte auch denken können, dass er vielleicht unglücklicherweise einmal einen Urlaub gebucht hatte, seinen Jahresurlaub wahrscheinlich, sechs Wochen am Stück. Und weil er mal raus  und etwas anderes sehen wollte als die Arbeit, seine Kollegen und die Nachbarn im Haus, weil er sehen wollte, was das Leben noch im Geheimen hält und versteckt vor ihm hütet wie einen Schatz, da ist er nach Timbuktu gefahren. Ganze 6 Wochen. Und hat sich mit der Lachkrankheit angesteckt. (...)«

Siehe Typoportraits

Stormbringer – Experimentelles Dualschreiben mit Unbekanntem

Die App »Quizduell« enthält einen Messenger mit eingeschränkter Zeichenzahl. Dort erhielt ich 2014 eine kryptische Nachricht von einem mir unbekannten Spieler, Stormbringer. Sie lautete:
»Schelte: HMV-Rückkehr mit 14 (auf Postkarte verewigt). Genauso sein. Riesinger erst spät akzeptieren. Haus mit Braten-Musik hinterlegt (Mond nach unten!)«

Nach kurzer Überlegung, was ich mit dieser Nachricht von einem Fremden anfange, habe ich geantwortet.

Mein Text lautete:
»Gar nicht. Es ergab kein Profil. Ich legte den Kleiderbügel beiseite und betrachtete das Ergebnis.«

Daraus ergab sich ein 13-monatiger Austausch mit fiktiven Texten. Stormbringers waren immer für sich abgeschlossen, aber mit wiederkehrenden Protagonisten.
Mein Text war vom ersten Wort an auf eine Story ausgelegt, allerdings völlig ohne Konzept oder irgendeine Planung – wie auch, alles war spontan. Die Story ergab sich von Post zu Post als Work-in-progress.
Schnell fingen wir an, uns in unseren Texten auf die Inhalte des anderen zu beziehen, haben uns inspirieren lassen, Ideen und Stichworte aufgefriffen, integriert und weiterverarbeitet.

Ich habe den Spieler nie kennengelernt.

Kennzeichnung:

Stormbringers Texte
Meine Texte
05.09.2014 22:01 bis 14.10.2015 15:25. Final beendet 17.09.2024 12:12.

48 Seiten

 

Stormbringer

Schelte: HMV-Rückkehr mit 14 (auf Postkarte verewigt). Genauso sein. Riesinger erst spät akzeptieren. Haus mit Braten-Musik hinterlegt (Mond nach unten!)

Gar nicht. Es ergab kein Profil. Ich legte den Kleiderbügel beiseite und betrachtete das Ergebnis.

Mit dem VW Schweiger auf großer Fahrt sein (Starnberg). Liebesperlen haben längst keinen Geschmack mehr, auch wenn »Sabine« auf dem Feld überrascht wurde: eine Weihnachtszigarette
Abi-Streich: Foche‚ sich nur mäßig wohlfühlen beim »Gü«. Lieber im Bistrot sein wollen (alles nachplappern, was die anderen vorsagen). Der Steinmetz sich aber freuen: Curling ’go!


Kein Profil. Während ich guckte und dachte und den Bügel gedankenverloren zu einem diffusen Gebilde verbog, das besser war als das Ergebnis – später würde ich das bemerken – ging die Ateliertür auf.

Margret Schülke sitzt gerade beim 1 Frühstück, als sich ein Kaugummi neben sie setzt: »Esst ihr Deutschen eigentlich das ganze Brot?« Frau Schülke lässt sich nur widerwillig von ihrem Frühstück ablenken und erwidert einsilbig: »Günther Strack!«
Der Blick der Frau, die es nicht gibt: Sich früher noch kritisch äußern, jetzt verzweifeln! Einsame Badebucht bedeutet immer: Tinehen Karlstätter, Lilo und die »Wurms« (ein Verhältnis mit den Dachziegeln!)


»Teo ist abgehauen«, sagte er in meine Gedanken und guckte auf den Kleiderbügel. Wenn du keine Wahrsagerin engagieren willst, solltest du sofort hinterher ...

Erst seit der Olympiade: Mellis Handyempfang im kleinen Becher durch den Kleiderbügel. Sich etwas schämen vor Sti, aber beim Lagerfeuer Herrn Schnöll mit anderen Augen sehen (Toupet). Laudatio für den Fechtlehrer!
Lustig: Im seltenen 1984er-Jahr nach Italien fahren und auf dem Dach einen Kleiderbügel zum Nachbarn werfen (Belohnung: ein Eis). Die Gummitasten waren auch dabei. Sogar der Beringer-Hund »Wau« als Anhängerkupplung!


Der Draht machte Dehnungsübungen in meiner Hand. Das missratene Ding ohne Profil guckte missmutig. Ergebnisse feixten in den Raum. Er lehnte in der Tür und zupfte sich das Ohr. Und Teo, das Arsch, machte wieder mal Bockmist.

Heute Blume. Zusammen mit dem Tierschutzbund lachen und Pistazien in den Brunnen von Elmar werfen. Elmar fangen wollen, aber in den Brunnen fallen. Kurz darauf wieder rausklettern, aber Elmar ist plötzlich Hilmar!

»Kannst du ja machen« sagte ich und bog gedankenverloren einen Brunnen aus dem Bügel. Die letzte Wahrsagerin hatte mich verklagt, naja, zumindest es versucht, aber Teo war nicht beizukommen. Er war legendär renitent und ebenso schlau. Seit dem Brunnen.

Lustig: Ein Blindenhund wollte bei Jörg heute den Knie-Sehnen-Reflex überprüfen, aber jedes Mal, wenn er mit dem Kleiderbügel gegen die Kniescheibe klopfte, sagte der Lottobrunnen nicht »Aua» sondern »Der Familienausflug nach Büsum«!

Er hustete.
»Ne,« sagte er, »du hast den Draht zu Teo. Ich mach die Maismarmelade.«
Super. Ich legte den Bügel ins Bücherregal zur Literatur über Rabenvögel, und nahm das Springseil aus der Schublade. Maßnahme Nummer 1, um Teo zurückzuholen.


Krankenschwester Sonja: »Herr  Bauchpuppe, Ihr Kleiderbügel is etwas weit!«
Krankenschwester Sonja: »Tja, ich bin ja Polizist, wenn eine so hübsche Frau vor mir steht.»
Krankenschwester Gorski: »Aber Interesse an schnellen Autos (Oldtimer)«


Draußen war es schön warm. Klar, dass Teo weg war, seine temperaturbedingte Trägheit metaphorisierte sofort, wenn der Sauerstoff um ihn ins Cabriotaugliche wechselte. Ich seufzte und ging zur Garage. Das Springseil schlenkerte in meiner Hand.

Tamara: Die Kindergarten Blondinen im Sommer eine Gaslicht-Party veranstalten! Aber beim Familientreffen im komplett weißen Haus hängt der Kleiderbügel zu hoch. Seit Panoramahaus: alt = neu

Ich kam nicht weit. Und ich sah auch nicht viel. Im sirrenden Gegenlicht der Mittagssonne, flog die Garagentür auf und mir wie lautlos im Schreck entgegen, brachen die Angeln mit einem Knirschen, zersplitterten die Bretter feinstäubig zu Nichts.

Seid bitte pünktlich! Heute ist Eigentümerversammlung in der Gaststätte Kleiderbügel mit
Herr Knappe, Herr Knappich, Herr Karrasch, Herr Krappatsch, Herr Knolle und Herr Knoll.


Ich hustete. Und mir wurde klar, dass etwas mit Teo geschehen war. Teo hätte niemals eine Garagentür zur Explosion bringen können. Auch wenn auf dieser beknackten Eigentümerversammlung ein tierischer Wind um ihn gemacht worden war.

Lustig: Yoerg von einer zittrigen Hand einen Kleiderbügel geschenkt bekommen und als Belohnung das Spülbecken putzen = Tante Marta. Aber Yoerg lieber eine Großaufnahme vom Sittich im ... center machen = Tante Rita!

Teo war harmlos! Der Staub weigerte sich, zu Boden zu gehen, sondern hing wie Asphalt in der Luft. Hinter mir
ein Knacken und vielstimmiges Zischen und .....
»Na«, sagte er, »jetzt ist der Wunderknabe wohl komplett durchgeknallt«

(...)

Aus der Haiku Sammlung »Everythings End«

Der Wald glüht tosend
Hellgelborangegrellrottotrot
Der Wald glüht leise

Jeder Schritt wie Rauch
Stiebt Asche wie Elfenschleier
Über die wunde Welt

 


Aus der Haiku Sammlung »Raumverzicht«

Zeit, du Mordsmonster
Keinerlei Zufriedenheit
Aber fett gefressen

Über kurz und kürzer
Reicht nichts daran heran und
endet nichts endlos

 


Aus der Haiku Sammlung »Raumverlangen«

Zieht still der Himmel
Tief versunken in sich selbst
Ein Glühen nach sich

Sein Ruf klingt zarthell
Sein Flug zirkelt Linien
Spuren für den Äther


Siehe Visuelle Poesie

bottom of page